Welche Bedeutung hat Archäologie in Heilbronn

21. Februar 2022  Anfragen, Kultur
Anfrage von Stadtrat Dr. Erhard Jöst zur Stellenausschreibung Kustodin / Kustos für das Museum Deutschhof:
 

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
da Frau Dr. Christina Jacob in den Ruhestand geht, wird eine Nachfolgerin bzw. ein
Nachfolger gesucht. Im Stellenportal des Deutschen Museumsbundes e.V. ist die
Position der Kustodin / des Kustos für das Heilbronner Museum im Deutschhof
folgendermaßen ausgeschrieben:
„Für die Städtischen Museen suchen wir für das Museum im Deutschhof in Teilzeit mit
75% ab 1.4. eine Kustodin / einen Kustos für die archäologischen kulturhistorischen
Sammlungen. Bezahlung nach Entgeltgruppe 13 des Tarifvertrags für den öffentlichen
Dienst (TVöD).“
Dass der Ausschreibungstext fehlerhafte Formulierungen enthält, sei nur am Rande
erwähnt: „Sie verfügen idealerweise über die Zusatzqualifikation des Masters, Magister
Artium gemacht oder Dissertation.“
Ich bitte Sie um folgende Auskünfte:

 

 
1. Wer ist für diese Ausschreibung verantwortlich und hat deren Dotierung mit 75
Prozent von TVöD 13 festgelegt? Bekanntlich wird in den deutschen Landesmuseen
bereits eine Museumspädagogikstelle mit TVöD 13 bezahlt, und die Aufgaben der
ausgeschriebenen Stelle am Museum im Deutschhof sind viel umfangreicher.
2. Glauben Sie wirklich, eine erfahrene und qualifizierte Kraft mit einer solch geringen
Bezahlung gewinnen zu können? Oder sucht die Stadt eine Mitarbeiterin bzw. einen
Mitarbeiter, bei dem die Unterordnung über der Qualifikation stehen soll?
3. Heilbronn war einmal ein Zentrum der deutschen Archäologie. Es sei lediglich an die
Erforschung der Großgartacher Kultur erinnert und dass diese ihren Namen von einem
der bedeutendsten Prähistoriker im deutschsprachigen Raum, dem Heilbronner Alfred
Schlitz, bekommen hat. Sind Sie nicht auch der Auffassung, dass die einzige Stelle, die
für die Betreuung der weltweit bedeutenden Bestände verantwortlich ist, attraktiver
ausgeschrieben werden muss, damit sich eine hervorragende Bewerberin bzw. ein
hervorragender Bewerber für die Pflege der Archäologie findet?
4. Nachdem es die Stadt versäumt hat, im Zusammenhang mit dem Ludwig-Pfau-
Jubiläum ein Pfau-Archiv einzurichten und sich als Literaturstandort zu profilieren, sollte
im Bereich der Archäologie nicht der gleiche Fehler gemacht werden. Denn bei den
aktuellen Grabungen in Sontheim handelt es sich um eine der ambitioniertesten
Großgrabungen in Deutschland, bei denen wertvolle Funde aus der Merowingerzeit
zutage gefördert werden. Diese Forschungen müssen zusammen mit der
Bestandspflege unbedingt dafür genutzt werden, die Archäologie in Heilbronn auf
hohem Niveau zu betreiben und in ihrem hohen Stellenwert zu sichern. Ohne eine
starke Archäologie vor Ort sind die zu erwartenden reichen Funde nicht in Heilbronn zu
halten. Sie würden ins Württembergische Landesmuseum Stuttgart oder ins
Archäologische Landesmuseums Konstanz abgezogen. Das hieße, die erheblichen
Investitionen der Grabungen müssten die Heilbronner tragen, während der kulturelle
Mehrwert abgezogen würde.
5. Sehen Sie daher nach Überprüfung der Stellenausschreibung nicht auch wie wir die
Notwendigkeit, die Ausschreibung zu korrigieren und die Stelle mit einer angemessen
Dotierung neu auszuschreiben?

Mit den besten Grüßen
Erhard Jöst


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