Zum Umbau der Stadtbibliothek

28. Juli 2022  Kultur
Rede des Stadtrats Dr. Erhard Jöst zum Umbau der Stadtbibliothek in der Gemeinderatsssitzung am 28.7.22:
 
Wir Linke halten es im Fall der Stadtbibliothek mit dem Theaterdirektor in Goethes „Faust“ und sagen: „Der Worte sind genug gewechselt/ Lass mich auch endlich Taten sehn!“
Freilich ärgern wir uns ebenfalls über die ständigen immensen Preissteigerungen. Kaum hat der Stadtrat einem Projekt zugestimmt und einen Auftrag vergeben, schon steigt der Kostenanschlag für das Ausschreibungspaket über den Ansatz, im Fall der Stadtbibliothek gleich um 1,6 Millionen.
In der Drucksache heißt es: „Im Rahmen der Umsetzung des Projekts werden alle bestehenden Möglichkeiten zur Kosteneinsparung durch das Gebäudemanagement geprüft.“ Wir bitten, diese Prüfung tatsächlich streng vorzunehmen und ggf. auch Maßnahmen zu ergreifen. Überhaupt wäre es wünschenswert, wenn die Stadtverwaltung in Zukunft bei der Aushandlung und Vergabe von solchen Projekten nach ihren Möglichkeiten das Rechtsamt noch intensiver hinzuziehen würde, um enormen Preissteigerungen vorzubeugen.
Schließlich beantragen wir, die Zeit des Umbaus der Stadtbibliothek zu nutzen, um überflüssigen Ballast abzuwerfen. Gemeint ist das Kleist-Archiv Sembdner.
Inzwischen weiß jeder, der sich mit der Sache befasst, dass der Ankauf des Archivs im Jahr 1991 zu einem überteuerten Preis ein Fehlkauf war. Nach einem Gutachten aus dem Jahr 2003 ist sein wissenschaftlicher Wert sehr gering, die Besucher lassen sich an einer Hand abzählen, und es wird von kaum jemanden genutzt. Heinrich von Kleist stand in keiner Verbindung zu HN. Allein, weil er einem seiner Theaterstücke den Titel „Das Käthchen von Heilbronn“ gegeben hat, wurden Legenden aufgebaut, die sich um den Dichter und unsere Stadt ranken. Wenn man allein die Tatsache, dass HN in einem Titel auftaucht, zum Kriterium macht, um dem Verfasser eines solchen Werks in HN ein Archiv einzurichten, dann hat in Zukunft Oliver Maria Schmitt beste Chancen, hat er doch das Buch „Wenn schon tot, dann in Heilbronn“ geschrieben.
Es ist also angebracht, das KLAS zu verkaufen und dorthin zu bringen, wo es hingehört: Nach Frankfurt an der Oder. Das beantragen wir, und wir bitten alle anderen Fraktionen, sich dieser Forderung anzuschließen. Es wäre gut, wenn sie die Sachlage objektiv prüfen und nach den Kriterien entscheiden würden, welche die beste Lösung für die Stadt Heilbronn darstellen, und nicht, welche Partei bzw. welche Person den Antrag gestellt hat.
Die Käthchen-Folklore kann trotzdem fortgeführt werden, auch wenn das Archiv weg
ist!
 


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