Kitas: Fachkräftemangel Ja – zuverlässige Aussage nicht möglich

06. Juli 2015  Allgemein, Anfragen, Berichte

Nach Berichten über unbesetzte Stellen, reduzierte oder geschlossenen Gruppen in Karlsruher Kitas wollten wir genaueres wissen: Wie hängt das mit fehlendem Fachpersonal zusammen? – In der ausführlichen Antwort der Stadt könnte vielleicht ein Satz irritieren: „Nach Rücksprache mit den entsprechenden Fachdienststellen der Stadtverwaltung und dem Kommunalverband für Jugend und Soziales (KVJS) stehen im Moment keine Daten zur Verfügung, die als Grundlage für eine zuverlässige Aussage zum konkreten Fachkräftemangel herangezogen werden könnten.“ Warum meint man das derzeit so genau nicht wissen zu müssen? Weil es insgesamt immer noch nicht als so wichtig angesehen wird, wie es für die BürgerInnen schon lange ist?

STELLUNGNAHME zur Anfrage – Personalbedarf der Kitas in Karlsruhe

 

1. Wie sieht die derzeitige Personalsituation in den Kitas in Karlsruhe aus im Hinblick auf ausreichend vorhandene Fachkräfte?
Der Fachkräftemangel besteht derzeit nach wie vor als trägerübergreifendes Problem. Trägervertretungen berichten, dass in manchen Einrichtungen lediglich der Mindestpersonalschlüssel eingehalten werden kann, jedoch nicht der förderfähige Stellenschlüssel nach der städtischen Förderrichtlinie voll ausgeschöpft werden kann. Allerdings ist hierbei zu unterscheiden zwischen unbesetzten Stellen und Personalmangel im Kita-Alltag wegen hohem Krankenstand und Beschäftigungsverbot bei Schwangerschaft.
Neue oder erweiterte Einrichtungen können teilweise erst mit einer reduzierten Gruppenanz-ahl in Betrieb gehen, bis ausreichend Personal zur Verfügung steht. Eine Auswahl der Besten sei nicht möglich, so die Rückmeldung der Trägervertretungen.
Wenn im Sommer 2015 der erste Absolventenjahrgang der praxisintegrierten Ausbildung (PiA) die Ausbildung zum Erzieher abgeschlossenen haben wird und diese Kräfte dann dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen bzw. mit einem Berufsabschluss in den Ausbildungseinrichtungen verbleiben, erhoffen sich die Träger eine Linderung des Fachkräftemangels.
2. Wie viele Erzieher/innen in Karlsruher Kitas werden in den nächsten 10 Jahren in Ruhestand gehen? – Bitte in absoluten Zahlen und Prozentanteil
Bei der Stadt Karlsruhe sind zurzeit 570 Mitarbeitende im Erziehungsdienst beschäftigt (in Voll- oder Teilzeit). Davon erreichen 84 Mitarbeitende (ca. 15 %) in den nächsten 10 Jahren die Altersgrenze. Da in diesen Zahlen auch Teilzeitbeschäftigte enthalten sind, entspricht dies einem Vollzeitwert von 51 von 397 Mitarbeitenden (ca. 13 %).
In Karlsruhe befinden sich allerdings nur 20 der insgesamt 192 Kindertageseinrichtungen für Vorschulkinder in städtischer Trägerschaft. Die übrigen 172 Einrichtungen verteilen sich auf 42 freie Träger. Die mit Abstand größten Träger sind die katholische und die evangelische Kirche, die rund zwei Drittel der Karlsruher Kindertageseinrichtungen betreiben.
Aus datenschutzrechtlichen Gründen kann die Sozial- und Jugendbehörde nicht auf Daten der freien Träger in Bezug auf deren pädagogisches Personal zurückgreifen. Falls hierzu weitere Angaben gewünscht sind, müsste sich eine entsprechende Anfrage direkt an die Träger richten.
3. Wie viele der Erzieher/innen in Karlsruher Kitas werden voraussichtlich vor dem Renteneintrittsalter in den nächsten 10 Jahren ausscheiden?
a) aus Krankheitsgründen
b) aus anderen Gründen
Bitte jeweils in absoluten Zahlen und in Prozent der Beschäftigten
Hinsichtlich der Anzahl der Mitarbeitenden der Stadt Karlsruhe in der Kinderbetreuung, die voraussichtlichen in den nächsten 10 Jahren vor Erreichen des Renteneintrittsalters aus gesundheitlichen oder sonstigen Gründen ausscheiden werden, kann keine Prognose abgegeben werden, da die unterschiedlichen Austrittsgründe (z. B. Erwerbsminderungsrente, Gesundheit, Wegzug, familiäre Gründe, etc.) nicht in Kombination mit dem Alter erfasst werden. Unabhängig davon führen selbst erhebliche gesundheitliche Beeinträchtigungen bei Mitarbeitenden der Stadt Karlsruhe nicht zwangsläufig zu einem Ausscheiden aus dem Arbeitsverhältnis.
Wie bei der zweiten Frage beziehen sich die Angaben ausschließlich auf städtische Mitarbeitende im Erziehungsdienst. Bezüglich der pädagogischen Fachkräfte bei den freien Trägern kann hierzu keine Aussage getroffen werden.
4. Ist es richtig, dass schon derzeit nicht alle Gruppen in Karlsruher Kitas eingerichtet werden können, weil das erforderliche Personal fehlt? Wenn ja, in welcher Größenordnung?
Vereinzelt haben Träger aufgrund des Fachkräftemangels vorübergehend die Öffnungszeiten reduziert oder sogar Gruppen geschlossen. Neu eröffnete Einrichtungen können teilweise nicht mit der voller Kapazität starten, sondern nehmen Gruppen sukzessive in Betrieb je nachdem, wie erfolgreich die Personalakquise verläuft.
Nach Rücksprache mit den entsprechenden Fachdienststellen der Stadtverwaltung und dem Kommunalverband für Jugend und Soziales (KVJS) stehen im Moment keine Daten zur Verfügung, die als Grundlage für eine zuverlässige Aussage zum konkreten Fachkräftemangel her-angezogen werden könnten.
5. Gibt es seitens der Stadtverwaltung Prognosen für die nächsten Jahre, in wie weit in Karlsruher Kitas ausreichend Personal zur Verfügung stehen wird – oder nicht? – Wenn ja, welche sind das und welche eigenen Möglichkeiten hat die Stadtverwaltung, die Erzieher/innentätigkeit in Karlsruhe attraktiver zu machen?
Prognosen, ob in den nächsten Jahren ausreichend pädagogisches Personal zur Verfügung stehen wird, gibt es im engeren Sinne nicht. Allerdings steht zwischenzeitlich ein breit gefächertes Maßnahmenbündel zur Verfügung, um die Erzieher/innentätigkeit in Karlsruhe attrak-tiver zu machen.
Die Stadt Karlsruhe als Arbeitgeberin stellt ihren Mitarbeitenden im Erziehungsdienst (und selbstverständlich auch in allen anderen Tätigkeitsbereichen) vielfältige Angebote zur Verfügung:

 

 Angemessene Arbeitsplatzbedingungen und ergonomische Ausstattung der Kitas,
 Betriebliche Gesundheitsförderung,
 Vereinbarkeit von Familie und Beruf (z. B. durch individuelle / flexible Arbeitszeitmodel-le),
 Umfangreiches Fort- und Weiterbildungsprogramm.
Im Jahr 2013 wurde unter Federführung der Sozial- und Jugendbehörde eine trägerübergrei-fende Arbeitsgruppe eingerichtet, die Maßnahmen zur Fachkräftegewinnung zusammenge-stellt hat. Es wurden bislang zum Beispiel folgende Maßnahmen durchgeführt:
 Entwicklung und Beauftragung eines Werbespots für Internet, Kino und Fernsehen,
 Vermittlung von Wohnraum über das Wohnstift für überregional zu ziehendes Erzieherpersonal in Einzelfällen gelungen.
6. Teilt die Stadt die Auffassung, dass mit einer grundsätzlichen Aufwertung der immer anspruchsvoller werdenden Erzieher/innentätigkeit, die auch die Bezahlung betrifft, eine wesentliche Verbesserung in Bezug auf ausreichendes Kita-Personal geleistet werden kann?
Generell ist davon auszugehen, dass eine höhere Bezahlung die Attraktivität des Berufes erhöht und die Mobilität in andere Berufe und Ausbildungs- oder Studiengänge reduziert.
Eine Möglichkeit, die Attraktivität der Tätigkeit im Erziehungsbereich zu steigern, wäre eine Reformierung der Ausbildung u. a. dahingehend, dass während der gesamten Ausbildungsdauer eine Vergütung gezahlt wird.

 

 

Dies könnte zu einer Steigerung des Interesses an dieser Ausbildung und damit auch zu einer Erhöhung des ausgebildeten Erziehungspersonals führen. Dies wird im Rahmen der Praxisintegrierten Ausbildung (PiA) seit 2012 bereits so gehandhabt.

Stadt Karlsruhe, 30.06.15

 


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