Kostenfreie Kitas: „Eine Frage der Bildungsgerechtigkeit“

09. Juli 2018  Allgemein, Presseecho

Diskussion über beitragsfreie Kindertagesstätten in der „Stadtmitte“

Früherer Ministerpräsident Kurt Beck auf dem Podium

hom. Die fünf Podiumsteilnehmer erhielten für ihre lebhafte Diskussion je eine Tafel Kinderschokolade. Denn bei der Veranstaltung am Donnerstagabend in der „Stadtmitte“ ging es um Kinder. Der Gesamtelternbeirat Karlsruher Kindertageseinrichtungen hatte eingeladen, um seine Forderung nach beitragsfreien Kitas zu unterstreichen. Der ehemalige Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, Kurt Beck, sollte erläutern, wie und warum sein Land bereits 2010 als erstes Bundesland diese Beitragsfreiheit eingeführt hat.

 

Daher fragte ihn der Moderator des Abends, der Rundfunkjournalist Johannes Stier, zuerst danach. Für Beck ist klar, dass Bildung von der Kindertageseinrichtung bis zur Hochschulausbildung beitragsfrei sein muss. Das sei eine Frage der Bildungsgerechtigkeit. Die Karlsruher Grüne Landtagsabgeordnete Bettina Lisbach ist bildungspolitische Sprecherin ihrer Fraktion. Sie will, wie im Übrigen alle Podiumsteilnehmer, Beitragsfreiheit. Das Land, so Lisbach, habe seit 2011 seine Aufwendungen für Kindertageseinrichtungen verachtfacht und steigere seine Beiträge auch in den kommenden Haushalten um jeweils 100 Millionen Euro pro Jahr. Vor Beitragsfreiheit sei allerdings eine Steigerung der Qualität wichtig.

Ein Argument, das Linken-Stadtrat Niko Fostiropoulos nicht gelten lassen wollte. Wie für Beck ist Beitragsfreiheit für ihn eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Er zählte hohe Ausgaben der Stadt Karlsruhe wie Zuschüsse für die Messe, die immens gestiegenen Kosten für die Kombilösung oder den Stadionbau auf, um zu beweisen, dass Karlsruhe genügend Geld habe, um die Beitragsfreiheit zu gewährleisten.

 

SPD-Stadträtin Gisela Fischer warf aus dem Publikum ein, dass die Stadt jährlich für Kindertageseinrichtungen 90 Millionen Euro aufwende. Zumal man sich auf dem Podium und im Publikum einig war, dass Beitragsfreiheit nicht von den Kommunen getragen werden dürfe. Davon war auch Jacob Hesselschwerdt überzeugt. Der Standortleiter Karlsruhe-Mannheim eines großen, auch in Karlsruhe vertretenen Freien Trägers, sieht aber Beitragsfreiheit erst als zweiten Schritt. Vorher müsse die Ausbildung der Erzieher aufgewertet und der auch in dieser Branche festzustellende Fachkräftemangel beseitigt werden. Zudem müsse gewährleistet sein, dass der eigentlich bundesweit beste baden-württembergische Betreuungsschlüssel auch netto in der Praxis durchgesetzt werde.

In Karlsruhe entstehe derzeit ein Stufenplan, wie auf mittlere Sicht Beitragsfreiheit in Kindertagesstätten eingeführt werden kann, teilten Mitglieder mehrere Gemeinderatsfraktionen mit, die die Diskussion verfolgten.

 

Badische Neueste Nachrichten | Karlsruhe | KARLSRUHE | 07.07.2018

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