An Fronleichnam sind wir mit S- und Regionalbahnen ins idyllische Städtchen Weinsberg gefahren, das die meisten bisher nur als Autobahnknotenpunkt kannten. Schon auf der Fahrt durchs schöne Neckartal kamen launische Gespräche über die treuen Weiber von Weinsberg auf. Mitdiskutiert haben auch andere Mitreisende – und eine Frau wollte sich überlegen in DIE LINKE einzutreten, weil es da so lustig zugeht.In Weinsberg ging es dann vorbei an der Weibertreu-Skulptur hinter dem Kirchlein hoch zur Burg. Bei wunderbarer Aussicht auf die umgebenden Weinberghügel erzählte uns unsere Wanderorganisatorin Ingrid Pitterle die Treue-Weiber-Geschichte, die sich 1140 zugetragen haben soll. Damals war die Burg im Besitz des Geschlechts der Welfen, die sich mit dem Staufer-König stritten. Die königlichen Truppen haben die Burg eingekesselt und der König wollte die Männer umbringen lassen. Den Frauen versprach er freies Geleit. Und sie durften mitnehmen, was sie tragen konnten. Da haben sie ihre Männer heruntergetragen. Obs wirklich so gewesen ist, darüber streiten sich die Historiker.1525 haben sich die Bauern gegen die Ausbeutung durch Kirche und Adel erhoben und die Burg angezündet. Die Burgruine wurde von den Weinsbergern in der Folgzeit als Steinbruch benutzt. All das konnten wir auch aus Schautafeln entnehmen, die in den Mauerresten der Türme angelegt wurden. Manfred Norwat machte uns an einer Schautafel mit seiner adeligen Herkunft bekannt. Er stammt von dem Stauferkönig Manfred ab.Nun gings runter zur Gaststätte Rappenhof. Versuche von Wanderfreundinnen Männer runter zu tragen sind gescheitert. Auf den Wanderwegen wurden auch wichtige Gespräche über die Weltpolitik und über die LINKE im Kreis Böblingen geführt.Auf dem Programm stand noch eine Führung durch das Kerner-Haus. Der Dichter und Arzt Justinus Kerner, der im 19. Jahrhundert lebte, hat sich dafür eingesetzt, dass die Ruine nicht vollends verfallen ist und gründete den Frauenverein Weinsberg. In seinem Haus gingen andere romantische Dichter wie Uhland, Gustav Schwab und andere ein und aus. Er hat wohl auch als Arzt für seine Zeit Ordentlicheeleistet. Er warnte davor, dass Blutwürste giftig sein könnten, und hatte es mit Geistern. Der Führer im Museum zeigt uns auch verschiedene von Kerner selber gefertigte skurile Geräte, mit denen Kerner die Leiden seiner ZeitgenossInnen durch den Placebo-Effekt linderte. Heine hat Kerner und andere Dichter der Schwäbischen Schule verspottet. Insgesamt wurde der Ausflug von allen als sehr schön und abwechslungsreich empfunden. Der Dank gilt Ingrid Pitterle und Bernhard Fortkort für die hervorragende Vorbereitung und Organisation.
