In Weinheim heißt es: Warten auf die Mammut-Baustelle

14. Juli 2015  Presse

Mannheimer Straße steht vor grundlegendem Umbau – Fraktionen stritten über Planvarianten – Ziel des Umbaus sind unter anderem Verbesserungen für Fußgänger und Radfahrer, und eine Reduzierung der Lärmbelastung für die Anwohner um bis zu drei Dezibel

[Rhein-Neckar-Zeitung vom 14. Juli 2015]

Weinheim. (keke) Weinheim hat von 2017 an die wohl größte Straßenbaustelle der letzten Jahre im Stadtgebiet zu stemmen. Gemeint sind die Sanierung der RNV-Gleise und die damit einhergehende Neueinteilung des Verkehrs auf der Mannheimer Straße zwischen Suezkanalweg und Weststraße. Augenfälligste Veränderung: Ein begrüntes „Hochbord“ soll die Gleise künftig von der Fahrbahn trennen und gleichzeitig den Verkehr neu regeln. Ziel des Umbaus ist, die Leistungsfähigkeit des motorisierten Verkehrs zu erhalten, Verbesserungen für Fußgänger und Radfahrer zu erreichen und nicht zuletzt die Lärmbelastung für die Anwohner um bis zu drei Dezibel zu reduzieren.

„Ersatzbusse müssen sein“

Jetzt hatten die Fraktionen das Wort: Für die mit dem Umbau einhergehende „gestalterische Aufwertung der Mannheimer Straße“ konnte sich Holger Haring (CDU) begeistern. Rolf Emenlauer (SPD) sprach von einer historischen Chance, welche das Bild der Stadt auf Jahrzehnte hinaus prägen werde. Auf den desolaten Zustand der RNV-Gleise und deren „dringend notwendige Erneuerung“ machte Gerhard Mackert (Freie Wähler) aufmerksam. Er freue sich, dass künftig eine Überquerung der durch einen Zaun und Heckenbepflanzung gesicherten Gleise nur noch „gezielt“ möglich sein wird.

Die Stadt hatte dem Gemeinderat zuvor zwei Bauvarianten vorgestellt. Die Ratsmehrheit und die Stadt wollen Nummer zwei: Vorgesehen ist, dass in Richtung Innenstadt fahrende Autos auch künftig vor roten Ampeln nebeneinander halten können. Dass dies funktioniert, zeige eine ähnlich strukturierte Straße in Karlsruhe, hatte die Stadt angegeben. In Variante eins wird dagegen konsequent mit einer Fahrspur in Richtung Innenstadt geplant. Vorteil bei Nummer eins: Klare Verhältnisse, auch im Hinblick auf den Radfahrerstreifen. Nachteil: Ein „Kapazitätsminus“ gegenüber Variante zwei um rund zehn Prozent.

Kritik an den Planungen im Allgemeinen und Variante zwei im Besonderen kam von Andreas Marg (GAL). Stadtauswärts befürchtet er einen „erheblichen Rückstau“ auf die Bahnhofstraße. Stadteinwärts seien die städtischen Baukosten bei Variante eins um fast 100 000 Euro geringer als bei Variante zwei.

Kritik übte er auch am Schienenersatzverkehr während des Umbaus, weil der zu einem Rückgang an Fahrgästen führe. Sein Vorschlag: Gespräche mit der RNV suchen, um eine einspurige Gleisnutzung möglich zu machen – auch während der Arbeiten. Was Bürgermeister Dr. Torsten Fetzner allein schon wegen Gefahren für die Arbeiter nur schwer umsetzbar erscheint: „Lieber alles am Stück durchziehen, als es auf die doppelte Zeit verlängern.“ Karl Bär (WL) zeigte sich über die „Kurzfristigkeit“ des Projekts erstaunt: Eine breitere Diskussion in der Öffentlichkeit sei erforderlich. Weil jede zusätzliche Kreuzung den Verkehrsfluss stört, brachte er eine dritte Variante ins Spiel, welche eine Verlagerung der Gleise von der „Stadtwerkekurve“ an vorsieht – auf die östliche Seite der Straße.

Der Verlegung dorthin stünden technische Gründe entgegen, nahmen Dr. Wolfgang Wetzel (FDP) und Matthias Hördt (Die Linke) Bär den Wind aus den Segeln. Stattdessen schlug Hördt den Einbau einer „Wechselspur“ vor, mit deren Hilfe ein Zug ausweichen könne, wenn ein Gleis durch einen Unfall blockiert ist.

Am Ende votierten bei vier Enthaltungen lediglich vier Stadträte für Karl Bärs Variante drei. Variante eins mochten sechs Räte bei ebenfalls vier Enthaltungen realisiert sehen. Für die von der Verwaltung gewollten, für die Kommune rund 250 000 Euro teure Variante zwei sprach sich bei drei „Neins“ und sechs Enthaltungen die Mehrheit aus. Den größten Teil der Kosten trägt die RNV.


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