Allparteien-Allianz und „Weinheim bleibt bunt“ gaben der NPD Contra

03. August 2015  Presse

CDU, SPD, Freie Wähler, Grüne, Linke, FDP und das Bündnis „Weinheim bleibt bunt“ boten dem von der NPD aufgebauten Stand am Eingang der Fußgängerzone in numerischer Hinsicht ein haushohes Paroli.

[Rhein-Neckar-Zeitung vom 03. August 2015]

Weinheim. So bunt und geschlossen zeigten sich die Zweiburgenstadt, ihre Parteien, demokratischen Gruppierungen und Vereinigungen bislang noch nie: Im Widerstand gegen die rechtsextremistische NPD und deren für den 21. und 22. November in der Stadthalle angemeldeten Bundesparteitag setzten Weinheims Demokraten am Samstag ein eindrucksvolles Zeichen.

Von Günther Grosch

Unter dem Motto „Die NPD hat in unserer Stadt keinen Platz“ ließen CDU, SPD, Freie Wähler, Grüne, Linke und FDP ihre politischen Farben nicht nur von ihren Marktschirmen leuchten. Unter dem Dach des Bündnisses „Weinheim bleibt bunt“ und den darin vereinigten Vertretern des Arbeitskreises Asyl, der Kirchen und des Netzwerks Asyl Weinheim für Integration (Nawi) sowie der Türkisch-Islamischen Gemeinde boten sie auch einem von der NPD aufgebauten Stand am Eingang der Fußgängerzone in numerischer Hinsicht ein haushohes Paroli.

„Wer sich krank fühlt, steht dort genau richtig“, machte darüber hinaus die Initiative „Weinheim gegen Rechts“ mit Trommeln und Sprechchören – „Flüchtlinge bleiben, Nazis vertreiben!“ – gegenüber der in der Nähe einer Apotheke aufmarschierten sechsköpfigen NPD-Truppe um Kreisvorsitzenden Jan Jaesch᠆ke Stimmung. Kurzzeitig war auch NPD-Altstadtrat Günter Deckert vor Ort.

Gegenseitige Provokationen oder Pöbeleien unterband von Anfang an ein starkes Polizeiaufgebot unter der Leitung von Weinheims Polizeichef Holger Behrendt. Sieben Beamte der Bereitschaftspolizei Bruchsal zeigten Präsenz, weitere in zwei Mannschaftswagen bereitstehende Kräfte mit zwei Polizeihunden blieben im Hintergrund.

„In Weinheim gibt es keinen Platz für Nazis und Fremdenfeindlichkeit“, so die Vertreter des „Bunten Weinheim“ auf ihren Flugblättern. Verbunden mit der Bitte an die Passanten: „Helfen Sie mit, dass die Stadt weltoffen bleibt und Fremdenhass keine Chance bekommt.“

Den von Bürgern mehrfach vorgebrachten Einwand, laut dem man „die braune Sippschaft“ einfach ignorieren solle, mochten die „Bunten“ nicht gelten lassen: Dies habe schon vor 70 Jahren nicht funktioniert.

„Wir haben uns gefunden“, lobte Grünen-Landtagsabgeordneter Uli Sckerl die „Allparteien-Allianz“. Ohne zu verhehlen, dass der für November zum dritten Mal in Folge in Weinheim geplante NPD-Bundesparteitag einen Schatten auf die Stadt wirft. Das Nebeneinander von Menschen unterschiedlicher Herkunft und verschiedener Religionen sehe das Bündnis als „Chance und nicht als Belastung“. Man fürchte sich nicht vor Flüchtlingen und dem „Fremden“, sondern lerne und profitiere voneinander.

Mit Flyern warb die Initiative „Weinheim gegen Rechts“ ihrerseits für das parallel zum NPD-Bundesparteitag laufende „Aktionscamp Guck hin!“, das politischen Protest mit „Festivalcharakter“ verbinden soll.

Im Gegensatz zu den Vertretern des „Bunten Weinheim“, die es weitgehend bei Passantengesprächen beließen, „begleitete“ die Initiative am Samstag alle Versuche der NPD, in der Fußgängerzone Unterschriften und Sympathisanten zu gewinnen, mit „Ob Ost, ob West: Nieder mit der Nazi-Pest“-Sprechchören und großformatigen „Weinheim Nazifrei“-Transparenten. Weil diese „spontane“ Demonstration vorher nicht angemeldet war und man dem Stand der NPD zu nahe kam, war es zu Beginn zu einer verbalen Auseinandersetzung mit dem Leiter des Polizeireviers gekommen, ehe der „gebührende Abstand hergestellt“ war.

Beistand aus Berlin erhielt das Bündnis „Weinheim bleibt bunt“ gegen Ende der gut fünfstündigen Veranstaltung: Bundestagsabgeordneter Hans-Christian Ströbele, ein „Grünen-Urgestein“, hatte Verwandte in Laudenbach besucht – und ließ es sich nicht nehmen, Uli Sckerl und den Vertretern des bunten Bündnisses seine Sympathien zu versichern.


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