„Das Gebiet schreit quasi nach Entwicklung“

19. Mai 2016  Presse

Gemeinderat beschließt Bebauung der Allmendäcker

[Weinheimer Woche vom 19. Mai 2016]

(cs). Die Stadt braucht Wohnraum. Der wird jetzt auf den Allmendäckern entwickelt. Viele hätten das Gebiet lieber weiterhin als Grünfläche gesehen. Vor allem die Schnelligkeit, mit der entwickelt werden soll, wurde kritisiert. Dabei geht es vor allem um eins: bezahlbaren Wohnraum.

Vor der Gemeinderatssitzung hatte sich der Verein Landerlebnis Weinheim e.V. in einer Stellungnahme zu Wort gemeldet und bemängelt, die Verwaltung versuche krampfhaft, „das Rennen um Einwohner und Gewerbesteuerzahler gegen Städte in der Metropolregion aufzunehmen“. Die GAL wendete sich gegen die fehlende Bürgerbeteiligung. Das stellte Elisabeth Kramer (GAL) auch in der Gemeinderatssitzung nochmals fest. Das von der Verwaltung vorgegebene Zeitfenster sei eine große Verlockung, der man nicht erliegen sollte, meinte sie weiter. Gerhard Mackert (Freie Wähler) hatte für die grüne Brille wenig übrig: „Wer grüne Flächen will, wohnt doch auch in einem Haus auf einem Grundstück.“ Man agiere da nach dem Motto „das Boot ist voll“, fand Mackert drastische Worte. Nicht gesehen wird dabei wohl tatsächlich eines der Hauptprobleme der Stadt: fehlender Wohnraum auch für diejenigen, die weniger Geld in der Tasche haben. Der soll nun schnellstmöglich entstehen, um die weitere Zuspitzung des Wohnungsmarktes zu unterbinden und für Entspannung zu sorgen.

Quartier „Westlich Hauptbahnhof“ verzögert sich

Die Verwaltung will die Vermarktung des Gebiets „Allmendäcker“ noch vor dem Start der Sanierung des Gebiets „Westlich Hauptbahnhof “ auf den Weg bringen. Die wird sich nämlich nach hinten verschieben: War man bisher davon ausgegangen, dass das GRN-Betreuungszentrum (ehemals Kreispflege) 2017 umzieht, hat sich das Zeitfenster laut Mitteilung des Kreises auf den Beginn des Jahres 2019 verschoben. Frühestens. Abriss, Anschlussarbeiten und Bau der neuen Wohnungen eingerechnet, würde der neue Wohnraum nach Aussage der Verwaltung erst 2021 zum Tragen kommen. Zu lange für eine Stadt, in der Wohnraum schon jetzt Mangelware ist. Das sah auch Dr. Carsten Labudda (Die Linke): „Der Zeitdruck ist Fakt.“ Dazu müsse man sich nur die Wohnungsangebote mal anschauen: „Es gibt keine.“

Schicki-micki oder für alle?

Die Kritik, dass man sich statt der Innenentwicklung der Außenentwicklung widme, wollte Erster Bürgermeister Dr. Torsten Fetzner nicht stehen lassen. Man habe auch weiterhin die Innenentwicklung im Blick und das sei auch durch die Sanierung etlicher städtischer Wohnungen zu belegen. Allerdings habe man kaum noch Brachflächen innerhalb der Stadt, die man bebauen könnte, machte er deutlich. „Wir sind sowieso zu spät dran“, fand er klare Worte. Zudem müsse man auch Wohnraum für sozial Schwächere anbieten. Innerstädtische Bebauung bietet das häufig nicht. Dr. Fetzner: „Wollen wir schicki-micki sein oder eine Stadt für alle?“

50 % sozialer Wohnungsraum

Um den bezahlbaren Wohnraum auszuweiten, brachte Holger Haring (CDU), der mit der Überbauung der Allmendäcker d`accord ging, eine Quote von 50 % sozialorientierten Wohnungsbaus ins Spiel. Diese Quote wollte auch die GAL sowie die Linke gerne festgezurrt sehen. Die Linke hätte dazu auch gerne eine Trägerschaft der Stadt. Man werde das prüfen, sagte Oberbürgermeister Heiner Bernhard zu. Hier werde man anhand des Gebiets des GRN-Betreuungszentrums auf dem Markt die Fühler ausstrecken, um eine Schätzung zu erhalten, welches finanzielle Risiko man eingehe. Auch die Anregungen des Gremiums werde man einfließen lassen. „Aber jetzt rammen wir nur die politischen Pfeiler in den Boden“, so Bernhard weiter. Was es nicht geben wird, ist die von Elisabeth Kramer geforderte „ehrliche 0-Variante“. Oberbürgermeister Heiner Bernhard: „Wenn der Gemeinderat eine Bebauung beschließt, werden wir keine 0-Variante anbieten.“

Gute Anbindung

Die „Allmendäcker“ waren vor allem aufgrund ihrer Größe und der Möglichkeit einer schnellen Umsetzung in den Fokus gerückt. Das sechs Hektar große Gelände entspricht ca. der Hälfte der Fläche des Neubaugebiets Lützelsachsen-Ebene. Darüber hinaus sind die „Allmendäcker“ bereits als Wohnbaufläche ausgewiesen. Gerhard Mackert verwies auf die gute Anbindung zu Schulen, Sportmöglichkeiten und Natur und fasst es in kurzen Worten zusammen: „Das Gebiet Allmendäcker schreit quasi nach Entwicklung.“ In einem Mehrheitsbeschluss segnete der Gemeinderat letztlich die Bebauung des Gebiets ab.

Weiterer Zeitplan

Nach Vorstellungen der Stadt sollen 200 bis 250 Wohneinheiten entstehen. Der weitere Zeitplan sieht für Mitte 2016 eine Öffentlichkeitsveranstaltung vor, in der konzeptionelle Ansätze diskutiert werden sollen. Bereits im Oktober will man in das Bebauungsplanverfahren einsteigen, das im ersten Quartal 2017 in einen ersten Entwurf münden soll, der dann in die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit einfließt. Mitte 2017 soll bereits die Offenlage des Bebauungsplanentwurfs stehen, Ende 2017 der Satzungsbeschluss erfolgen, so dass bereits Mitte 2018 die Fertigstellung der Erschließung und Vermarktung vermeldet werden kann.


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