Wertschätzung geht anders

28. Juni 2016  Presse

[Leserbrief in der Rhein-Neckar-Zeitung vom 28. Juni 2016]

Wer eine falsche Entscheidung korrigiert, wird allgemein als lernfähig angesehen. Der Weinheimer Gemeinderat ist das, weil er seine Entscheidung, Bolzplatz und Jugendtreff in der Klausingstrasse mit Wohnungen überbauen zu wollen noch in derselben Sitzung im Zuge der Haushaltberatungen quasi zurückgenommen hat. Völlig unverständlich ist deshalb, dass Verwaltungsspitze und Teile des Gemeinderats immer noch die Bebauung des Bolzplatzes und Jugendtreffs durchsetzen wollen.

Besagte Stelle liegt in einem dichtbesiedelten Quartier unserer Stadt. Dort eine höhere Bevölkerungsdichte zu erzeugen und gleichzeitig Freiflächen zu verringern widerspricht nicht nur dem gesunden Menschenverstand, sondern jedem Gerechtigkeitsempfinden.

Weinheim war vor wenigen Tagen Gastgeber der nach ihr benannten „Initiative“, welche bundesweit Furore macht. Mit viel Geld und freiwilligem Engagement wird versucht benachteiligte Jugendliche in Arbeit zu bringen.  Diverse Förderketten und Hilfestellungen sollen Bildungsgerechtigkeit und Integration fördern, was in Weinheim wohl überdurchschnittlich gut funktioniert.  Eine erfolgreiche Reparatur ist immer Grund genug ein bisschen stolz zu sein. Aber besser wäre es, wenn es keinen Grund zur Reparatur gäbe. Schule und Gesellschaft sollte so sein, dass es erst gar keine benachteiligten Jugendlichen gibt. Was allerdings dazu führen würde, dass sich viele aus dem Reparaturbetrieb ein anderes Betätigungsfeld suchen müssten.

Jetzt nehme ich wieder die Kurve zur Klausingstrasse. Sollte die Überbauung des Bolzplatzes so wie vorgesehen stattfinden, schafft sich die Stadt Weinheim für die Zukunft nicht nur viel Ärger, sondern leider sehr wahrscheinlich zusätzlich und dauerhaft Kundschaft für ihre „Initiative“. Welche Wertschätzung zeigt sie gegenüber den Betroffenen, wenn sie dort baut, die grünen Parks in der Innenstadt aber für edlere Zwecke nutzen will?

Matthias Hördt, Weinheim
[Stadtrat DIE LINKE]


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