Manuel Just macht’s im ersten Wahlgang

11. Juni 2018  Presse

Oberbürgermeisterwahl in Weinheim: Hirschberger holt Traumergebnis – Labudda hängt Kirgiane-Efremidou ab

[Rhein-Neckar-Zeitung vom 11. Juni 2018]

Weinheim. Bis hierher haben sie sich zurückgehalten, die Anhänger von Manuel Just. Aber gegen 19.10 Uhr brechen vor der Leinwand im Kleinen Sitzungssaal alle Dämme. Zuvor hat sich der 39-Jährige gegen Vorab-Gratulanten gewehrt, nun schließt er einen nach dem anderen in die Arme.

Mittlerweile sind über die Hälfte der 59 Wahlbezirke ausgezählt – und der Sieg ist dem amtierenden Hirschberger Bürgermeister bei der Weinheimer OB-Wahl nicht mehr zu nehmen.

Just holt mit 68,4 Prozent den Erdrutschsieg. Die einheimischen Mitbewerber sehen nur die Rücklichter des Just-Zugs – auch wenn sich Carsten Labudda (Die Linke, 11,8 Prozent) über einen sensationellen zweiten Platz freut. Ein Blitzlichtgewitter setzt ein, als Erster Bürgermeister Torsten Fetzner um 19.20 Uhr auf Just zuläuft, die Arme weit ausgebreitet.

Vom 13. August an ist Just sein Kollege – und der Chef von weiteren circa 500 Mitarbeitern der Stadt. Der nächste Gratulant folgt auf dem Fuße: ein sichtlich gelöster Landrat Stefan Dallinger.

„Meine Frau und ich haben herumphilosophiert, ob es gleich im ersten Wahlgang klappt“, findet Just erste Worte, nachdem der Sieg vollends feststeht. Er sei skeptisch gewesen. Umso dankbarer sei er den Unterstützer-Fraktionen und seiner Familie. Dafür, dass er „die härtesten 20 Wochen meines Lebens“ mit diesem Erfolg krönen konnte.

Stella Kirgiane-Efremidou (SPD) wirkt gefasst und gratuliert Just, als sich dessen Sieg abzeichnet. Vom Ergebnis zeigt sie sich „sehr negativ überrascht“. „Was ich so aus den Gesprächen mitgenommen habe, hat mich auf einen besseren Ausgang hoffen lassen“, gibt sie offen zu.

„Aber offensichtlich gab es eine Wechselstimmung nach 32 Jahren mit SPD-Oberbürgermeistern, und das akzeptiere ich.“ Letztlich seien den Weinheimern die sozialen Themen aber doch wichtig – zähle man die Stimmen von Labudda und ihre zusammen.

Dass dieser die zweitmeisten Stimmen geholt hat und nicht sie, kommentiert sie mit: „Ich freue mich für Carsten.“ Ihre Themen hätten nie weit auseinandergelegen. Dass sie 2019 bei der Kommunalwahl antritt, ist für sie klar. „Wenn man seine Stadt mitgestalten will, dann will man das – egal von welcher Seite des Ratstisches.“

Auch für Labudda ist klar, dass er wieder kandidiert. Mit seinem Ergebnis zeigt er sich sehr zufrieden. „Ich kann mich nicht beklagen“, sagt er lächelnd. „Wir sind hier im tiefsten Westdeutschland, und da ist ein zweiter Platz für einen Linken doch beachtlich.“

Bei einigen Themen hätte es ja auch Überschneidungen mit Just gegeben, etwa beim „sozialen Wohnungsbau“ oder der Finanzierung der Stadt. Labudda kündigt an, Just beim „Integrationskonzept“ genau auf die Finger zu schauen.

Das wird auch wohl Simon Pflästerer (WL), der „seine Punkte“ weiter im Gemeinderat einbringen will. Ob er 2019 wieder antritt? „Ich denke schon.“ Mit einem Ergebnis in dieser Deutlichkeit habe er nicht gerechnet. Sein eigenes Ergebnis findet er enttäuschend und zeigt sich auch befremdet, „dass die Einheimischen nicht so gut abgeschnitten haben“.

Auch die Wahlbeteiligung ist aus seiner Sicht enttäuschend. „Ich kann’s mir nur mit dem Wetter erklären“, sagt er etwas ratlos.

Von Philipp Weber und Annette Steininger.


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