Mit Abstand und Zuversicht: Redebeitrag Marc Dreher

Kreisrat und Vorstandsmitglied in Ostfildern Marc Dreher

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

mich freut es zu sehen, dass wir heute über politische Lager hinweg zusammengekommen sind, um ein klares Zeichen für Demokratie und ein solidarisches Miteinander zu setzen. 

Meine Vorredner haben schon einige wichtige Punkte genannt. Ich möchte an dieser Stelle persönliche Erfahrungen und Eindrücke als Student und Musiker einbringen. 

Als Kulturschaffender hat man es in diesen Zeiten nicht leicht. Die auch schon vor Corona gebeutelte Kulturbranche war als erstes von den Einschränkungen betroffen und wird vermutlich als letztes aus dieser Situation herauskommen. Das gemeinsame Erleben von Musik, Theater oder Kabarett sind alles Dinge, welche gerade zusammen mit anderen Menschen besonders Spaß machen und deshalb in Zeiten einer Pandemie problematisch sind, wo Abstand halten das erste Gebot ist. Die Kulturschaffenden haben die Einschränkungen jedoch weitestgehend solidarisch mitgetragen, obwohl sie wohl allen Grund hätten, auf die Straße zu gehen um zu protestieren. Denn es ist ja doch manchmal recht unverständlich, weshalb kulturelle Orte – trotz strengem  Hygienekonzept und 2G Regelungen – stärker reglementiert werden, als der ein oder andere Bundesligaverein, in dessen Stadion nun wieder Zehntausende zu Gast sein dürfen.    

Als Student, fällt mir ein konkretes Beispiel ein, an dem ich deutlich machen will, wie wir einen vernünftigen Diskurs führen können. In Baden-Württemberg wurde im November letzten Jahres die 2G Regelung für Universitäten erlassen. Dies hat natürlich für Diskussionen unter der Studierendenschaft geführt. Ich persönlich, obwohl 3 fach geimpft, finde diese Regelung falsch, da der Zugang zu Bildung nicht umsonst ein hohes Gut in unserem Land darstellt und meines Erachtens nicht am Impfstatus festgemacht werden soll. Vor drei Wochen kippte der Verwaltungsgerichtshof in Baden-Württemberg diese Regelung. Und gerade das zeigt doch: Der demokratische Rechtsstaat funktioniert! Wir leben nicht in einer herbeifantasierten Diktatur! 

In fast allen Bereichen der Gesellschaft gab und gibt es selbstverständlich Unmut über gewisse Entscheidungen der Regierung. Vermutlich kann jeder und jede von uns hier ähnliche Beispiele aus dem Alltag berichten. Einzelne Maßnahmen darf man durchaus kritisch sehen, man kann sie sogar ablehnen, ich habe ja darauf hingewiesen. Aber der wesentliche Grundsatz, dass es sich bei diesem Virus um eine ernstzunehmende Pandemie handelt, die das Leben von vielen Menschen bedroht und jede Person ein Stück der individuellen Freiheit zu Gunsten der Gesamtgesellschaft zurückstecken muss, sollte weiterhin unser Denken und Handeln leiten. 

Ich würde mir wünschen, dass wir als Gesellschaft zu einer solchen differenzierten Sichtweise zurückkehren. Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß, sondern viele Grautöne. Finden wir wieder zu einem demokratischen Diskurs über die Pandemiemaßnahmen zurück und zeigen gleichzeitig klare Kante gegenüber Verschwörungsideologien, Antisemitismus, Hetze sowie Hass und Gewalt. Gerade dies ist mir wichtig zu betonen, angesichts der Geschehnisse, welche sich hier bei uns in Ostfildern und in den sozialen Netzwerken in den letzten zwei Wochen abgespielt haben!