Antrag im Gemeinderat: Der Marktplatz wird Projektfeld – Bürger*innen gestalten ihre Stadt

22. Oktober 2019  Allgemein, Anträge

Antrag unserer Fraktion zu Weitergestaltung des Karlsruher Marktplatzes

Der Gemeinderat beschließt: 

Ein klar definierter Bereich des Karlsruher Marktplatzes wird für temporäre Projekte zur Verfügung gestellt.

Auf dieser Fläche können Bürger*innen Konzepte zur Gestaltung ihrer Stadt entwickeln und umsetzen.

Beschreibung: 

  1. Auf dem Boden des Marktplatzes wird ein “Projektfeld” gekennzeichnet. Der Bereich für den Markt bleibt davon unberührt.
  2. Initiativen aus der Stadtgesellschaft können sich mit ihren Nutzungsideen bewerben. Voraussetzung ist, dass das Projekt nicht kommerziell und der Eingriff reversibel ist. Insbesondere Jugendliche sollen eingeladen werden. 
  3. Für die Auswahl wird ein Kuratorium aus Jugendlichen gebildet.
  4. Nach Ablauf eines festgesetzten Zeitraums (z.B. einem Monat) wird ein Projekt wieder abgebaut, um Raum zu schaffen für das Nächste. Bei anderweitigem Bedarf, etwa für den Weihnachtsmarkt, wird das Projektfeld nicht vergeben.  

Begründung:

Die aktuelle Diskussion um die neue Gestaltung des Marktplatzes zeigt deutlich, dass die Stadtverwaltung ohne ernsthafte Einbeziehung der Karlsruher Bevölkerung geplant und mit den Umbaumaßnahmen begonnen hat. Die Reaktionen und die Kritik sind mehr als deutlich.

Die Gestaltung der Stadt ist ein gemeinschaftlicher Prozess, in den auch die Bürger*innen eingebunden sein sollten. Die Freigabe einer Projektfläche stellt niedrigschwellig und ergebnisoffen Raum für engagierte Bürger*innen zur Verfügung. Aber auch alle anderen, ob Passant*innen oder Einwohner*innen werden eingeladen, darüber zu diskutieren, wie sie sich ihre Stadt vorstellen und wie Beteiligungsformen aussehen können. Die Projektfläche ist ein Angebot, um in eine Diskussion zu kommen: wie kann Stadt entstehen, was ist dabei wichtig? Der Platz erhält Laborcharakter, indem Möglichkeiten erprobt werden: Ob Urban Gardening, Skateranlage oder Diskussionsforum, – von der Freilichtbühne über einen Skulpturenpark bis zur Liegewiese. Zentrales Anliegen ist die Frage, wie der Kreis der Beteiligten bei der Gestaltung städtischen Lebens erweitert werden kann. Damit können auch Anstöße für Stadtplanung im Allgemeinen gewonnen werden.

Mit dem Pilotprokekt sollen, wenn auch nicht nur, besonders junge Menschen angesprochen werden. Gerade für Jugendliche eröffnet sich so ein Raum, an dem sie Selbstwirksamkeit erleben können. Außerdem sammeln sie mit der Projektorganisation und Durchführung wichtige Erfahrungen. Dabei können sie sich als Expert*innen für jugendfreundliche Städte einbringen. Interessante Beispiele für eine gelungene Partizipation hat etwa das Forschungsprogramm Jugend.Stadt.Labor des Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung evaluiert.

Der Marktplatz bildet historisch den Platz der bürgerlichen Selbstverwaltung, gerade in der ehemaligen Residenzstadt Karlsruhe. Die direkte Beteiligung trägt dem in besonderer Weise Rechnung. An zentraler Stelle bekennt die Stadt ihr Interesse an einer engen Einbindung ihrer Bewohner*innen, deren Wünsche und Ideen. So wird auch ein Identifikationsangebot geschaffen.

Der Marktplatz erhält einen neuen Anziehungspunkt. Insgesamt wird der bisher als bloße Fläche erlebte Raum um ein Aufenthaltsangebot bereichert. Davon profitiert auch die Fußgängerzone.

An dieser zentralen Stelle kann erlebbar werden, dass Stadt ein gestaltbarer Raum ist, an deren Entwicklung sich Jede und Jeder beteiligen kann.

Unterzeichnet von:

Mathilde Göttel

Karin Binder

Lukas Bimmerle


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