„Personalmangel bei der AlbtalVerkehrsGesellschaft – durch brutale Sparmaßnahmen?“ haben wir uns vor Wochen gefragt und eine entsprechende Anfrage an die Stadtverwaltung gestellt. Unsere zentrale Frage damals war: „Wann und wie kam es zu den in den Medien angeführten ‚überzogenen Sparmaßnahmen‘ beim Fahrpersonal der AVG?“ – Die Antwort der Stadt liegt seit dem 20.10.15 vor und lautet so: „Die Darstellung in den Medien ist unrichtig. Es gab zu keinem Zeitpunkt Sparmaßnahmen“. Das ist die erste Überraschung …
denn die AVG hatte entsprechende Medienberichte nie dementiert. Die zweite Überraschung: Am Tag darauf, am 21.10.15 nehmen die Chefs von AVG und VBK (Verkehrsbetriebe Karlsruhe) in den BNN ausführlich Stellung zum Thema Nahverkehr in der Region. Zum Thema Fahrermangel – bereits gelöst? ist zu lesen: „Das Problem ist noch nicht gelöst … Ursache ist unter anderem eine verfehlte Personalpolitik früherer Jahre. Die Folge: Überstunden und nicht genommener Urlaub wurden immer mehr …Tatsächlich fehlten etwa 60 Fahrer. Noch etwa 15 fehlen, um den Zielstand zu erreichen. Das genügt aber nicht. Um den hohen Stand an Überstunden und angehäuften Urlaubstage abzubauen, werden nochmal etwa 30 weitere Kräfte gebraucht.“
Was einfach heißt: Die Stadt Karlsruhe hat auf unsere klare Frage eine nicht den Tatsachen entsprechende Antwort gegeben. Das sollte ein Einzelfall bleiben. (d.e.)
Im Folgenden die Stellungnahme der Stadt zu unserer gesamten Anfrage:
STELLUNGNAHME zur Anfrage
Personalmangel bei der AVG – Sachstand und Perspektive
Wie viele der im Juli 2015 ausgeliehenen Lokführer sind derzeit noch bei der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) beschäftigt?
Die AVG hat seit mehreren Jahren Triebfahrzeugführer bei der MEV ausgeliehen. Vertraglich
sind ganzjährig dauerhaft 15 Triebfahrzeugführer von MEV im Einsatz. Im Monat Juli wurden
keine weiteren Triebfahrzeugführer ausgeliehen.
2. Seit wann bewältigt die AVG den Fahrplan voll und aus eigener Kraft/mit eigenem
Personal?
Die AVG kooperiert seit Jahren mit DB-Regio und hat entsprechend deren Personal im Einsatz.
Die Leistungen des kompletten Fahrplans erbringt die AVG daher nicht mit eigenem Personal.
3. Wird es weitere Fahrplaneinschränkungen aufgrund fehlenden Fahrpersonals bei der
AVG geben?
a) Wenn ja, welche und warum?
b) Wenn nein, mit welchen Maßnahmen wurde gesichert, dass zur Erfüllung des Fahrplans des KVV seitens der AVG nun stets genügend Fahrpersonal zur Verfügung steht?
Nein, es sind keine weiteren Fahrplaneinschränkungen im Netz der AVG geplant.
AVG hat ein umfassendes Ausbildungsprogramm aufgelegt, bei dem aktuell jährlich 72 Aus-bildungsplätze für Triebfahrzeugführer angeboten werden.
4. Wann und wie kam es zu den in den Medien angeführten „überzogenen Sparmaß-nahmen“ beim Fahrpersonal der AVG angesichts der absehbaren Situation, dass während der Bauphase der Kombilösung die Beanspruchung des Fahrpersonals noch zunimmt?
Die Darstellung in den Medien ist unrichtig. Es gab zu keinem Zeitpunkt Sparmaßnahmen.
5. Wie hoch war der Krankenstand beim Fahrpersonal der AVG je in den Jahren 2010 bis 2015 (absolut und in Prozent des Fahrpersonals)?
Der Krankenstand betrug in %:
2010: Gesamt AVG: 5,0 %
Fahrpersonal: 5,4 %
2011: Gesamt AVG: 5,5 %
Fahrpersonal: 6,0 %
2012: Gesamt AVG: 5,3 %
Fahrpersonal: 5,9 %
2013: Gesamt AVG: 5,6 %
Fahrpersonal: 6,4 %
2014: Gesamt AVG: 5,8 %
Fahrpersonal: 6,6 %
2015: Gesamt AVG: 6,3 %
Fahrpersonal: 7,0 %
6. Was waren die Haupt-Krankheitsursachen?
Darüber haben wir keine Informationen. (Verschwiegenheitspflicht Ärzte)
7. Gab es in den letzten Jahren bzw. gibt es aus Kreisen des Fahrpersonals oder deren
Personalvertretung Verlautbarungen oder Stellungnahmen in Bezug auf überfordernden Stress:
a) Durch die alltägliche Arbeitsentlastung auf der Strecke, verstärkt durch die Bauphase der Kombilösung?
b) Durch Arbeitszeitregelungen (allgemeine oder besondere, z. B. das Einspringen bei Krankheitsvertretungen), die keine ausreichende Erholung mehr gewähren?
Aufgrund des Personalmangels unter Beibehaltung des Fahrplantaktes mussten die Schichten verlängert werden. Dies wird im Fahrerkreis unterschiedlich beurteilt. Es gibt Klagen über zu lange Dienste, andere Fahrer begrüßen lange Dienste, weil dies die Möglichkeit freier Tage erhöht.
a) Durch die Kombilösung sind des Öfteren Umleitungen zu fahren.
b) Die Zusatzleistungen von Triebfahrzeugführern über Ihren eigentlichen Dienstplan hinaus erfolgt auf freiwilliger Basis und wird gesondert vergütet.
8. Wie hoch war/ist beim Fahrpersonal der AVG der Anteil von befristeten Arbeitsverträgen (absolut und in Prozent) je in den Jahren 2010 bis 2015?
Von 2010 bis 07/2015 gab es keine befristeten Arbeitsverträge.
9. Ist es aus Sicht der Stadtverwaltung sinnvoll, dass das Fahrpersonal der AVG grundsätzlich unbefristet eingestellt wird, da die im Laufe der Zeit gesammelte Erfahrung wachsende Kompetenz und Zuverlässigkeit des Fahrpersonals erwarten lässt?
Ja, aber wie in Frage 8 beantwortet, gab es von 2010 bis 07/2015 keine befristeten Arbeitsverträge.
STADT KARLSRUHE
Der Oberbürgermeister
20.10.15
MEDIENECHO:
Personalmangel AVG
Im Netz der AVG sind keine weiteren Fahrplaneinschränkungen geplant, teilte die Verwaltung Stadtrat Niko Fostiropoulos (Die Linke) und seiner Kollegin Sabine Zürn mit. Die AVG habe ein umfassendes Ausbildungsprogramm aufgelegt, bei dem aktuell jährlich 72 Ausbildungsplätze für Treibfahrzeugführer angeboten werden. Aufgrund des Personalmangels hätten Schichten verlängert werden müssen. Dies sei im Fahrerkreis unterschiedlich beurteilt worden.
Aus: Stadtzeitung, 23.10.15
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