Heilbronner Clubs und Nachtleben

22. Januar 2021  Kultur, Reden

Einsetzung eines Obmanns, Redebeitrag von Stadtrat Dr. Erhard Jöst bei der Gemeinderatssitzung am 21.1.2021 in der Harmonie:

Die Interessen der Betreiber von gastronomischen Einrichtungen, Clubs und Diskotheken zu bündeln und einen Mediator z.B. zum Ausgleich widerstreitender Interessen mit der jeweils angrenzenden Nachbarschaft einzusetzen, ist zu begrüßen. Die Linke unterstützt den von mehreren Parteien eingebrachten Antrag.

Allerdings muss auch festgehalten werden, dass die Verwaltung recht hat mit der Anmerkung, wonach sie mit ihrem Handeln bisher dem Sachverhalt durchaus Rechnung getragen hat, wofür wir ihr ausdrücklich Dank sagen möchten.

Die aktuellen Verordnungen zum Pandemiegeschehen wurden z.B. stets gut kommuniziert. Dass sich diese für viele Betreiber von solchen Einrichtungen in die Verzweiflung und evtl. sogar in die Insolvenz treiben, ist eine andere Sache. Ich möchte lediglich auf die Ebene3 verweisen, deren Pächterin Elke Bauschert momentan nicht weiß, wie und ob überhaupt sie den Club für Jazz und Kabarett weiter betreiben kann.

Dass die Dehoga und das Ordnungsamt in die Treffen  stets eingebunden sind, ist richtig. Allerdings sollte die Thematik nicht allein unter dem Aspekt der Streitschlichtung gesehen werden.

Einen „Obmann für die Nacht“ einzusetzen, ist nicht allein aufgrund der derzeitigen Pandemie und zur Schlichtung möglicher Konflikte zwischen Lokalbetreibern und Angrenzern sinnvoll, sondern diese Person sollte im ständigen Gespräch mit den Betreibern der Kulturlokale Ideen entwickeln und realisieren helfen, die Heilbronn ein kulturelles Gesicht geben.

Schließlich sind wir seit dem letzten Jahr Universitätsstadt, wie man auf den Ortsschildern lesen kann. Zu einer Uni-Stadt gehört freilich auch eine lebendige, prickelnde, breit gefächerte kulturelle Atmosphäre. Und eine solche fällt nicht vom Himmel, zumal in Heilbronn die geisteswissenschaftlichen Fakultäten fehlen. Es ist die Aufgabe des Kultur-Dezernats zusammen mit einem Obmann oder wie man diese Person auch nennen möchte, die verschiedenen Bars und Kulturstätten zu vernetzen und Formate zu entwickeln, die der Stadt ein kulturelles Gesicht geben.

Die Innenstadt bietet Plätze, Orte, Einrichtungen und Möglichkeiten für eine entsprechende Profilierung. Der Uni-Campus muss in diese Entwicklung unbedingt einbezogen werden. Und die verschiedenen Ansätze, die bereits vorhanden sind – zum Beispiel die Lange Nacht der Kultur oder auch verschiedene Veranstaltungen im Deutschhof –  müssen stimmig ausgebaut werden. Übrigens sollte in eine solche Profilierung nicht nur die Nacht, sondern bei der Durchführung von Projekten auch der Tag einbezogen werden.

Ich erinnere mich gerne daran, dass es in dem kleinen Park hinter der Harmonie an Sonntagen ab und zu kleine musikalische Veranstaltungen gab, so wie z.B. auch Kurstädte ihren Besuchern Kurkonzerte bieten. Da der Park im Bereich des City-Hotels jetzt erneuert wurde, wäre es gut möglich, solche Unterhaltungs-Formate dort zu positionieren. Das ist nur ein Beispiel von vielen Möglichkeiten. Wenn eine Koordinierungsstelle für das Nachtleben eingerichtet wird, könnte diese auch solche Formate für bestimmte Tage entwickeln.

Mein Eindruck ist, dass in der Heilbronner Kulturpolitik viele Gespräche geführt werden, aber dass bei der Realisierung vorgetragener Ideen noch Luft nach oben ist.

Jedenfalls ist es dringend erforderlich, dass sich Heilbronn noch mehr als kultureller Standortfaktor profiliert, und hierbei kann ein Obmann von Nutzen sein.

Erhard Jöst


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