Trauerrede von Konrad Wanner zur Beerdigung von Dieter Genthner

24. Juni 2021  Allgemein

Liebe Christelle-Fonda, lieber Helmut, liebe Freund*innen und Weggefährten von Dieter,

als ich 1976 als junger Kriegsdienstverweigerer nach Heilbronn kam und bald Kontakt zu dem früheren Bürgermeister, Antifaschisten und Kommunisten Walter Vielhauer bekam, lernte ich einen engagierten Kreis junger und älterer Antifasch*innen und Kommunist*innen kennen. Dazu gehörten auch Gerhard und Dorle Genthner und ihr Sohn Dieter. Gerhard, Dieters Vater war zusammen mit Walter Vielhauer in der KPD, auch während der Illegalität, und war nach der Gründung der DKP 1968 eine Zeit lang deren Vorsitzender in Heilbronn. Seine Mutter Dorle und  die ganze Familie waren engagierte Mitglieder der Naturfreunde, der politischen Umwelt- und Wanderorganisation der Arbeiterbewegung, die sich für eine gerechte, für eine sozialistische Gesellschaft einsetzt. Dieter wuchs in einer marxistisch, atheistisch orientierten Familie auf.

Dieter war ein ruhiger Mensch. Immer dabei, ob am 1. Mai, ob bei den Ostermärschen oder bei Aktionen gegen alte und neue Nazis. Zurückhaltend und bescheiden, aber hellwach und mit klaren politischen Vorstellungen mischte sich Dieter oft und gerne dann in eine Diskussion ein, wenn viele Argumente vorgetragen waren. Er hörte sich alles an und verstand es, das Vorgetragene aufzugreifen und sie mit seinen Vorstellungen zu ergänzen.

Leider hat Dieter jahrelang mit seiner tückischen Darmerkrankung gekämpft, was ihn aber nicht davon abgehalten hat, sich auf Seiten der politischen LINKEN zu engagieren. Besonders hat er sich viele Jahre lang bei den Montagsdemonstrationen gegen Hartz IV und als Mitstreiter bei der Heilbronner Arbeitsloseninitiative u.a. an der Seite von Alois Muth beteiligt.

Katharina Wilke, die Lebensgefährtin von Alois, kann heute leider aus beruflichen Gründen nicht an unserer Trauerfeier dabei sein. Sie hat mir einige Zeilen zugesandt, mit der Bitte, diese vorzutragen.

„Als Alois schon erkrankt war, und nicht mehr regelmäßig  an den HAI Treffen teilnehmen konnte, fand er mit Dieter seinen Vertreter. Er hat großes Interesse gezeigt für die Sozial Schwachen und war bereit denen zu helfen. Dazu brauchte er Schulungen , da er sich zuerst mit dem Thema sich nicht so gut ausgekannt hat, er war ja selber nicht betroffen. Er hat viel mit Alois diskutiert, und so gut wie es geht  vieles gelernt. Es  brauchte aber viel Zeit und Geduld, da er inzwischen selber mit einer Krankheit zu tun hatte.

Nach Alois Tod  ging es Dieter eine Weile besser, so konnte er  für die HAI Verantwortung als Ansprechpartner übernehmen. Er hat immer die Einladungen für die Treffen geschrieben, und verschiedene politische Informationen  an die Gruppe weitergeleitet.

Er war von der Persönlichkeit her  zurückhaltend, leise, man kann sagen, eher unauffällig. Aber wenn man mit ihm diskutiert hat, hat man gesehen, dass in ihm viel mehr steckt, als man es sehen kann. Über sein privates Leben hat er  nur selten gesprochen. Der Tod seiner Verlobte Heike vor 10 Jahren  hat ihn auch sehr mitgenommen. Mit ihr war Dieter 25 Jahre liiert.

Soweit es ihm gut ging, hat man ihn als Lebensfrohen Menschen gesehen, mit vielen Plänen. Er hat auch zusammen mit Arno Huth das Buch „Schicksal der Knochenmänner“ geschrieben, damit hat er uns alle überrascht.

Ich persönlich habe ihn das letzte mal an der Silvesterfeier mit der Gruppe der Montagsdemo 2019-20 gesehen. Danach hat er sich von der HAI auch zurückgezogen, einerseits wegen seines Umzugs in den Hohenlohe-Kreis, anderseits wegen seiner Gesundheit. Die Pandemie hat auch dazu beigetragen , dass keine persönliche Treffen mehr stattfanden. Seitdem haben wir, habe ich mit ihm keinen Kontakt mehr gehabt, Seine früher Tod ist ein Schock. Ich wünsche seiner Familie viel Kraft.“

Ich möchte mich für die Heilbronner LINKE den Worten Katharinas anschließen und dir, Christelle-Fonda und dir Helmut, viel Kraft wünschen

Ansprache Konrad Wanner Trauerfeier Dieter Genthner, 23.6.2021


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