GAUwahnen beklagen Heilbronner „Gutsfrauenpolitik“

23. Februar 2022  Kultur

„Einmal mehr zeigt sich, dass die für die Kultur zuständige Heilbronner Bürgermeisterin Agnes Christner eine „Gutsfrauenpolitik“ betreibt, stellt Erhard Jöst, der Leiter des Heilbronner Kabaretts GAUwahnen, bitter fest. Zwar würden öffentlich stets wohl klingende Parolen abgesondert, denen zufolge die hiesige Kulturkonzeption einen Beteiligungsprozess zwischen Kulturverwaltung, Gemeinderat, Kulturschaffenden und Bürgerschaft darstelle, aber die Wirklichkeit sehe anders aus.

Als jüngstes Beispiel verweist er auf die Vergabe der Ebene3, die zwanzig Jahre für die GAUwahnen als feste Spielstätte fungierte, an das Stadttheater. Mit dem Kabarett-Ensemble wurde nicht gesprochen. Dabei hatte Jöst mehrfach darum gebeten, dass die GAUwahnen in die Beratungen über die Fortführung der Ebene3 im K3-Theaterforum einbezogen werden, nachdem die Pächterin der Ebene3, Elke Bauschert, das Lokal im Zusammenhang mit den Auswirkungen der Pandemie aus wirtschaftlichen Gründen aufgeben musste. Dass auch der Stadtrat übergangen wurde, ist seiner Meinung nach sogar mehr als ein Ärgernis. Denn weder im Kultur-Ausschuss noch im Plenum stand das Thema auf der Tagesordnung.

So dürfen alle das Ergebnis der hinter den Kulissen getroffenen Absprachen der Ausgabe Jan./Feb. 2022 des Theatermagazins „Szene“ entnehmen, in dem Intendant Axel Vornam verkündet, dass es künftig eine weitere Theater-Spielstätte, den „Salon3“ geben wird. In diesem könne man dann „kleine, feine Theaterstücke oder musikalische Programme anschauen, dazu ein gutes Glas Wein trinken und möglicherweise auch die eine oder andere Party feiern“. Da es bei den verschiedenen „Theaterformaten“ auch zu Kabarett-Aufführungen kommen soll, ist es für Jöst unerklärlich, weshalb man dann nicht seiner Bitte entsprechen konnte, den GAUwahnen übers Jahr 6 bis 8 Vorstellungen im Salon3 zuzubilligen. Auch den Oberbürgermeister hatte er darum gebeten, sich dafür einzusetzen. Dieser hatte ihm im Oktober in einem Schreiben zugesichert, man werde „an die GAUwahnen denken“, wenn über die Neu-Eröffnung der Ebene3 entschieden würde. Herausgekommen ist dann eine Mail, die Bürgermeisterin Christner Ende November an Jöst geschrieben und mitgeteilt hat, dass man nach „intensiver Suche“ eine Ersatzspielstätte für die GAUwahnen gefunden habe: „Ich freue mich, dass ich Ihnen nun als neuen Spielort für Ihr Ensemble den Deutschhofkeller der VHS anbieten kann. Die weiteren Modalitäten bitte ich mit Herrn Hawighorst abzustimmen.“ Diese zwei Sätze zu schreiben, war für Frau Christner offenbar „eine lästige Pflichtübung“, kommentiert Jöst.

Eine Wertschätzung für sein Ensemble, das seit über drei Jahrzehnten die Heilbronner Kulturszene bereichert und unter anderem mit dem Preis der Bundesvereinigung Kabarett und mit dem Heilbronner Kilianpreis ausgezeichnet wurde, müsste seiner Meinung nach anders aussehen. Schon einmal waren die GAUwahnen „auf die Straße gesetzt“ worden, als man ihnen 2011 ihren Proberaum ohne Vorankündigung kündigte, was Harry Mergel als „Missverständnis“ und „internes Kommunikationsproblem“ deklarierte. Die Kabarettisten proben seither in privaten Räumen. „Sollen wir nun auch in privaten Räumen unsere Programme aufführen“, fragt Jöst spöttisch und moniert die Geringschätzung, die sein Kabarett erfährt. „Aber vielleicht werden wir wenigstens zum Eröffnungswochenende des Salons3 eingeladen, das Axel Vornam für Mitte März angekündigt hat, „wenn Corona es zulässt.“ „Und wenn Frau Christner es zulässt“, fügt er ironisch hinzu.


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